Dr. A. Kainth vertritt Firmen wie SAP, Beiersdorf, Dr. Oetker, FESTO, Lapp Kabel, Gühring, Dachser, Euler Hermes, Satorius, Rittal, Conergy, die Neumann Gruppe, um nur einige deutsche Mandanten zu nennen.

Dr. A. Kainth vertritt Firmen wie SAP, Beiersdorf, Dr. Oetker, FESTO, Lapp Kabel, Gühring, Dachser, Euler Hermes, Satorius, Rittal, Conergy, die Neumann Gruppe, um nur einige deutsche Mandanten zu nennen.

Interview mit Dr. Amardeep Kainth, Indien

Der BUSINESSLER lässt Spezialisten zu Wort kommen, die wiederum anderen Experten und Top-Entscheidern Nutzen bieten. Im „Indien Special“ vermittelt der BUSINESSLER Informationen über Indien und seine Wirtschaft aus allererster Hand.

Dieser Teil thematisiert die Rechtsgrundlagen. Das Recht, speziell das Wirtschaftsrecht in Indien unterscheidet sich, insbesondere in der Praxis, ganz erheblich vom deutschen Recht. Es ist aber eine Grundlage für Geschäfte in Indien. BUSINESSLER hat deshalb einen indischen Spezialisten befragt.

Extra: Hier können Sie das komplette Interview als Pdf herunterladen.

 

CR Jörg Stimpfig, BUSINESSLER:

Herr Dr. Kainth, geschäftlich sind Sie auf den Feldern des Wirtschaftsrechts (einschließlich Gesellschaftsrecht, Investmentrecht, Wettbewerbsrecht usw.), des Arbeitsrechts, Patent- und Marken- sowie des Urheberrechts (Intellectuell Property) und des Grundstückrechts zu Hause. Zusammen mit Ihren Partnern decken Sie alle Rechtsgebiete ab.

Die Liste Ihrer Referate und Vorträge würde hier den Rahmen sprengen. Zudem Sie sind unter anderem Mitglied der Karnataka Bar Association sowie weiterer Organisationen. Vor diesem Hintergrund möchte ich Ihnen als Chefredakteur des BUSINESSLER einige stets wiederkehrende und immer wieder aktuelle Fragen zum rechtsgeschäftlichen Umfeld in Ihrem Heimatland und zu Indien selbst stellen.

Indien kenne ich aus eigener Anschauung, zudem bin ich mit einer Inderin verheiratet, die rund 20 Jahre Erfahrung in und mit der indischen Wirtschaft gesammelt hat. Trotz dessen erscheint es mir als Deutschem schwierig, die  Lage und Rolle Indiens in allen Details zu beurteilen. Deshalb freue ich mich, dass wir Sie gewinnen konnten. Die Leserschaft des BUSINESSLER soll uns ihr Vertrauen schenken, werthaltige, wahre Informationen und Hintergrundwissen sind dazu die Voraussetzung. Dies bedingt einen stets offenen, dialogischen Umgang mit den Nutzern der BUSINESSLER Kommunikationsforen, zumal die Klientel des BUSINESSLER selbst in hoch verantwortlichen Positionen steht.

Herr Dr. Kainth, es gab ein großes Hin und Her um den Fabrikationsstandort des „Nano“ von Tata, der zunächst im Nordosten, in West Bengal, gebaut werden sollte, bis die Verhandlungen in Kolkatta zunehmend immer schwieriger wurden. Orissa, Maharashtra, Gujarat und Karnataka, aber auch andere indische Staaten, bewarben sich bei Ratan Tata um dessen Gunst.

Inwiefern spielt der Standort in Indien für Geschäfte eine Rolle? Und wie wichtig ist die Standortfrage in Indien?

 

Dr. Amardeep Kainth, Indien:

Die Standortfrage ist in Indien sehr wichtig: Erstens die Reputation des Standorts, um weitere Investitionen anzuregen. Zweitens zählt die Erfolgs-

geschichte dieses Standortes bezüglich einer speziellen Industrie, in die ausländische Investoren investieren möchten. Lassen Sie uns das oben genannte Beispiel der Automobilindustrie betrachten. Im Großen und Ganzen unterstützen alle indischen Bundesstaaten Investitionen.

Ein Automobilhersteller wird auf alle Anfragen bei den Staaten immer eine positive Resonanz erhalten. Der Unterschied liegt in den verschiedenen Anreizen für den Investor, die von den unterschiedlichen Staaten angebotenen werden. Bietet ihm beispielsweise ein Staat drei Arten von Subventionen, könnte es sein, dass ein anderer Staat zusätzlich preiswertes Land und Subventionen offeriert. Jeder Unternehmer muss selber entscheiden was für ihn wichtiger ist.

Betrachten Sie diesen Aspekt genauer, stellen Sie erstens fest, dass einige Staaten spezielle Programme für spezielle Autoteile anbieten. Daher kann ein Staat etwa im Aufbau von OEM Industrie aufstrebend sein, indem er mit erstklassigen automatisierten Einheiten (high end automated units) wirbt und Komponenten wie Bremsen, Motorengetriebe, Wasser und Ölfilter usw. herstellt.

Zudem ist es nützlich zu betrachten, dass einige Staaten, wie etwa Tamil Nadu, Karnataka, Maharashtra und Delhi eine Erfolgsgeschichte vorweisen können: Viele multinationale Automobilhersteller haben dort ihre Produktionsstätten aufgebaut. Die Autohersteller haben sich die Standorte aufgrund der Nähe zu den Absatzmärkten, Stahlbetrieben und Verkehrsanschlüssen ausgesucht.

Letztendlich wichtig: Zu den oben genannten Kriterien ist es empfehlenswert die verschiedenen Konzessionen und Anreize der verschiedenen Staaten zu prüfen bevor ein Hersteller sich für eine Investition in dem einen oder anderen Staat entscheidet. Insoweit ist die Standortfrage sehr wichtig! Einige Staaten gewähren bestimmten Branchen besondere Vorteile oder haben eine lange Tradition der Branche in ihrem Bundesstaat. Prinzipiell fördern aber, wie gesagt, alle Bundesstaaten ausländische Investitionen.

CR Jörg Stimpfig, BUSINESSLER:

Bereits seit 1981/82 hat Indien das nationale Projekt der Biogas-Gewinnung, auch aus Human-Exkrementen. Derzeit laufen 15 Lakh (1 Lakh = 100.000) Biogas-Anlagen in Indien. Anil Dhussa, vom Ministery of New and Renewable Energy, hat bei einem Meeting des Agrar-Sub-Kommitees schon im April 2004 nicht nur von „Household Biogas Plants“ gesprochen, er konnte schon zahlreiche vorweisen, über zwei Millionen nämlich.

Damals wurde ein Gesamt-Potential von einem vielfachen dieser Zahl an Biogas-Anlagen prognostiziert. Die Kosten für die kleinste (Haushalts-) Anlage liegen bei etwa 7,000 INR (derzeit rund 120,- EUR). Heute liegt Indien mit Biogas-Anlagen an der 2. Position in der Welt.

Welche Chancen sehen Sie für deutsche Investoren, was ist im Detail zu beachten?

 

Dr. Amardeep Kainth, Indien:

Nach Angaben des „Centre for sustainable Technologies and Department of Chemical Engineering, Indian Institute of Science, Bangalore“ wurden in Indien vier Millionen Biogasanlagen errichtet. Nach Schätzungen des Ministerium für unkonventionelle Energien wäre jedoch die Errichtung von insgesamt bis zu zwölf Million Biogasanlagen denkbar; es handelt sich also um einen ausbaufähigen Markt mit verschiedenen Möglichkeiten und Varianten.

Zusätzlich zu der Verwendung von Biogas zum Kochen, für Beleuchtung und „shaft power“ wurden in den letzten Jahren auch Reinigungen, die Schad-
stoffentsorgung, Siedlungsabfälle, ökologische Landwirtschaft, Nachhaltigkeitsfragen und Fragen der globalen Erwärmung mit anaeroben Gährungs-
prozessen sowie Biogasanlagen als zentrale Punkte der Zielsetzung angegangen. Dies hat eine Vielzahl von Wissenschaftlern angezogen und Interaktionen mit sich gebracht, wobei sich weitere Einsatzbereiche ergaben. Deutsche Technologien sind in Indien sehr gefragt und deutsche Investoren sind sehr willkommen.

Für die Investoren gibt es zwei Möglichkeiten im Biogas Sektor – sowie in andere Gebiete – einzusteigen: Es kann entweder ein „Greenfield Projekt“ gestartet werden, welches längere Wartezeiten mit sich bringt bis im Markt voll agiert werden kann. Die andere Möglichkeit ist eine bestehende Firma zu übernehmen. Dabei ist es wichtig gut aufzupassen, ob die bestehende Firma die notwendige Infrastruktur und Technologie besitzt, um die Firma so zu führen, wie es sich der Investor vorstellt. Weiterhin ist die Prüfung der finanziellen, rechtlichen und technischen Lage der indischen Firma vorzunehmen bevor in die Firma investiert wird. Unter bestimmten Voraussetzungen können auch ausländische Firmen hundert Prozent der Anteile zum Beispiel an einer Biogasanlagen-Produktion halten.

CR Jörg Stimpfig, BUSINESSLER:

Deutsche Technologie-Partner für Windkraft-Farmen sind in Indien ebenfalls gefragt – und führend. Im Juli 2008 produzierten die Windflügel-Generatoren rund 8.700 Mega-Watt, wobei – wie zu erwarten – Tamil Nadu (3.873 MW), Maharashtra (1.756 MW), Gujarat (1.253 MW) und Karnataka (1.011 MW) die Nase vorne haben und West Bengal (2 MW) zu den Schlusslichtern gehört. Bekanntlich beraten Sie bereits deutsche Unternehmen auch auf diesem Sektor.

Wie schätzen Sie die Entwicklungen in Indien bezüglich dieser Energieform ein, welche Nach- und welche Vorteile sehen Sie?

Dr. Amardeep Kainth, Indien:

Wir beraten sowohl einige Unternehmen, die in Indien Rotorschaufeln produzieren als auch Unternehmen, die sich auf die Produktion von Generatoren und Turbinen spezialisiert haben. Pakete mit finanziellen und steuerlichen Anreizen und Lizenzen sind vorhanden. Die staatliche Elektrizitätsregulierungskommission entscheidet über die Vergabe spezieller Tarife. Laut dem Ministerium für neue und erneuerbare Energien (Ministry of New and Renewable Energy) der indischen Regierung wurden bis September 2007, hauptsächlich in Tamil Nadu, Gujarat, Maharashtra, Andhra Pradesh, Karnataka und  Rajasthan eine Gesamtkapazität von 7660 MW produziert.

Wie Sie selbst ermittelten, ist binnen einem Jahr die Produktionskapazität um rund 1000 MW gestiegen. Windkraftwerke der Leistungseinheiten zwischen 225 KW und 1,65 MW wurden dafür in ganz Indien aufgestellt. 34 Billionen Energieeinheiten wurden in das Stromnetz der Staaten eingespeist. Bei einer nutzbaren Windleistung von mindestens 250 W/qm, 50 Meter Nabenhöhe und drei Prozent verfügbarem Boden wird das Potential für die Gewinnung von Energie durch Windkraftwerke auf 45.000 MW geschätzt.

Bezüglich der Implementierung von Windkraftwerken befindet sich Indien zurzeit im internationalen Vergleich auf Platz 4 hinter Deutschland, Spanien und Amerika. Die Technik ist vergleichsweise simpel – zwei Arten von Rotoren werden für das Energieversorgungsnetz eingesetzt: „stall regulated“ (stallreguliert, Drehzahlbegrenzung durch Strömungsabriss) und „pitch regulated“ (pitch-reguliert, Regulierung des Rotorblattanstellwinkels) Turbinen. Die stall-regulierten Turbinen haben feste Rotorschaufeln (Rotor Blades). Die pitch-geregelten Windräder haben regulierbare Rotorschaufeln, die je nach Windgeschwindigkeit ihren Winkel anpassen.

Ausländische Beteiligungen sind für die Produktion von Generatoren, Turbinen und Rotorschaufeln vorstellbar – 100 Prozent Investitionen von ausländischen Unternehmen sind inzwischen gerne gesehen.

Windenergiegeneratoren werden in Indien selbst von vielen Unternehmen im Rahmen von Joint Ventures mit lizensierter Produktion, Zweigstellen ausländischer Unternehmen mit lizensierter Produktion und indischen Unternehmen mit eigenen Technologien hergestellt. Einige ausländische Unternehmen produzieren auch Rotorschaufeln.

Die „Nachteile“ der Windkraftanlagen:

  • Windkraftwerke können nur in Gebieten mit geeigneten Windverhältnissen errichtet werden, welche jedoch vorhanden sind.
  • Windenergie ist nicht grundlastfähig. Alternative Energiequellen müssen als Reserve zur Verfügung stehen.
  • Es besteht Gefahr der Beschädigung durch Stürme und Blitzschlag. Teile, die sich in großer Höhe befinden, können unter Umständen nur schwer und mit größerem Kostenaufwand repariert werden.
  • Störende Geräuschentwicklung durch die sich drehenden Rotoren sowie die Veränderung des Landschaftsbildes.

Die positiven Aspekte der Windenergie gelten überall:

  • Windenergie ist umweltfreundlich und über einen Zeitraum von 20 Jahren gerechnet die offensichtlich preisgünstigste Energiequelle.
  • Für Projekte zur Nutzung der Windenergie stehen kostengünstige Kredite zur Verfügung.
  • Betrieb und Unterhalt einer Windkraftanlage sind ebenfalls preiswert.
  • Größere Unabhängigkeit von konventioneller Energie und den ständig steigenden Energiepreisen.
  • Der Kapitalbedarf beläuft sich (wie bei vergleichbaren konventionellen Anlagen) auf 45 bis 55 Millionen INR, je nach Lage und dem betreffenden Generator. Die zur Errichtung  benötigte Zeit ist kürzer als zur Erstellung konventioneller Kraftwerke.

CR Jörg Stimpfig, BUSINESSLER:

Die Bengaluru International Airport Ltd. (BIAL) will, so deren CEO Albert Bruner, im Juli 2009 den gerade erst fertig gestellten Flughafen in Bangalore-Devanahalli um eine zweite Startund Landebahn, ein zweites Terminal und ein Express-Terminal erweitern.

Welche Auswirkungen wird dies für Bangalore, den Bundesstaat Karnataka und Indien haben, vor allem im Hinblick auf deutsche Investoren?

Dr. Amardeep Kainth, Indien:

Die zweite Phase des Flughafens Bangalore umfasst, wie Sie richtig bemerkt haben, die Errichtung eines zweiten Terminals und einer weiteren Start- und Landebahn mit einer größeren Rollbahn für landende und startende Flugzeuge. Der Ausbau wird dem bestehenden Terminal entsprechen.

Anschließend ist in Planung:

  • Eine Flughafenstadt zur Unterbringung weiterer Aktivitäten. Diese wird voll ausgestattete Businesszentren beinhalten, Restaurants, Hotelzimmer und ähnliche Einrichtungen sowie Unternehmen Platz bieten.
  • Die nationale Autobahn wird ausgebaut und Über- sowie Unterführungen sind drei Kilometer vom Flughafen entfernt geplant um den fließenden Verkehr in Flughafennähe aufrecht zu erhalten.
  • In der zweiten Phase des Neu- und Ausbaus der Metro wird ein Anschluss an den Flughafen erstellt.

Die Pläne für den Flughafen-Ausbau und die Entwicklung der Metropole Bangalore basieren auf umfassenden Marktanalysen. Karnatakas Landeshauptstadt wurde in drei Hauptzonen unterteilt. Es werden Arbeitsplätze für ungefähr 60.000 qualifizierte Angestellte geschaffen.

Die Entwicklung soll durch eine dem internationalem Standard entsprechende Infrastruktur unterstützt werden. Das bedeutet den Bau vieler Straßen und Gebäude und somit viele Investitionsmöglichkeiten. Insoweit bietet die Expansion neue Möglichkeiten für deutsche Investoren in Hotelgewerbe, Bauwesen und Luftfahrt-Infrastruktur-Betriebe. Einige Firmen haben sich diesbezüglich in Indien schon etabliert, um an diesen Aktivitäten teilhaben zu können.

Ein Beispiel: Vor kurzem haben wir ein Schweizer Unternehmen gegründet, das BIAL bei dem Ausbau des Flughafens in der zweiten Phase unterstützen wird.
An dieser Stelle muss man aber doch erwähnen, dass die Erweiterung des fünf Monate alten Flughafens wohl länger dauern wird als geplant. Der Flugverkehr ist auf allen indischen Flughäfen seit Juni 2008 stark zurückgegangen. Eine über zwei bis drei Monate angelegte Studie soll bei der Entscheidung bezüglich der Erweiterungspläne helfen.

CR Jörg Stimpfig, BUSINESSLER:

Bangalore bekommt eine Metro. Die Regierung von Karnataka war dazu extra nach Paris gereist, zur Besichtigung. Jetzt sind die Bauarbeiten für eine U- und S-Bahn in Bangalore in vollem Gange. Sie haben persönliche Erfahrungen mit den deutschen Verkehrssystemen, vor allem in der Hansestadt Hamburg und der LH-Stadt Kiel. Die Infrastruktur ist für sehr viele Wirtschaftsunternehmen fraglos von großer Bedeutung.

Was raten Sie den verschiedenen deutschen Wirtschaftsbetrieben aus den jeweiligen Branchen?

Dr. Amardeep Kainth, Indien:

Bangalore ist eine der am schnellsten wachsenden Städte Asiens. Auch bei Firmen, Unternehmen und der Bevölkerung gehört Bangalore mit zu den beliebtesten Städten. Daher war das bisher größte Problem Bangalores die Infrastruktur, die mit dem Wachstum der Stadt nicht Schritt halten konnte. Viele Investoren waren gegenüber der Regierung von Karnataka sehr skeptisch eingestellt, was die Verbesserung der Infrastruktur anbelangt.

Um die Besorgnis der Investoren auszuräumen, und das Wachstum im Bundesstaat Karnataka zu fördern, hat die Regierung den Bau eines internationalen Flughafens vorangetrieben und den Bau der Metro beschlossen. Außerdem entsteht ein Technologiepark der Weltklasse in Whitefield bei Bangalore. Die Bahnstrecke von Bangalore nach Mysore wird als Expressstrecke für 6400 Lakh Indische Rupien ausgebaut, so dass Mysore eine Satellitenstadt von Bangalore wird, mit der Möglichkeit, dort und entlang der Bahnstrecke weitere Industriegebiete einzurichten.

Die erste Phase der Metro soll erwartungsgemäß im Jahr 2010 – 2011 operationalisiert werden. Dies wird die Verkehrssituation in Bangalore entspannen und somit ein Investitionshemmnis für Bangalore beseitigen. So werden den Investoren mit der Metro, dem neuen Flughafen und weiteren neuen Infrastrukturprojekten in Karnataka, und speziell in Bangalore, weitere potentielle Investitionsmöglichkeiten im Bereich Industrie, Wohnraum, Luftfahrt, IT und Infrastruktur geboten.

Noch eine wichtige Bemerkung meinerseits:
Es sollte erwähnt werden, dass Karnataka weitere Vorteile für potentielle Investoren bietet:

  • Karnataka hat mit das industriefreundlichste Klima in Indien
  • Arbeitsunruhen sind eher selten
  • Probleme mit Recht und Ordnung sind minimal
  • eine stabile Regierung und eine gute Infrastruktur
  • sehr gute Arbeitskräftesituation, durch eine hohe Bevölkerungszahl (über 70 Millionen)
  • viele Bildungseinrichtungen für Ingenieure, Mediziner sowie andere Techniker und Akademiker.
  • Viele deutsche, österreichische und schweizerische sowie zahlreiche andere europäische Unternehmen sind schon hier, teils mit ihren Zentralen für ganz Asien, dies allein spricht schon Bände.

CR Jörg Stimpfig, BUSINESSLER:

Die Tageszeitung „THE NAVHIND TIMES“ hatte im Spätsommer 2008 auf der Titelseite den Aufmacher „Land deals by foreigners – Undervaluation of land to be examined“. Das ist nicht die erste Veröffentlichung bezüglich Immobilien-Geschäften in Indien, die zeigt, dass Landerwerb für Ausländer problematisch
werden kann.

Muss man immer eine indische Körperschaft gründen, die dann Eigentümer der Immobilie ist? Und wie sieht es dann mit den Beteiligungsverhältnissen und den Kosten für indische Körperschaften aus?

Dr. Amardeep Kainth, Indien:

Ausländer nicht-indischen Ursprungs, die außerhalb Indiens ihren Wohnsitz haben, dürfen in Indien keine Immobilien erwerben. Ein Ausländer nicht-indischen Ursprungs kann Wohneigentum für die eigene Nutzung erwerben, wenn er in Indien wohnhaft ist. Es besteht weiterhin die Möglichkeit, dass eine juristische Person, wie z.B. eine GmbH oder eine AG, unbewegliches Eigentum in Indien erwirbt, auch wenn die ausländische Beteiligung in dieser Firma bis zu 100 Prozent hält.

Fraglich ist, wie man so eine GmbH oder AG rechtfertigt, die nur unbewegliches Vermögen besitzt und verwaltet und nichts anderes tut. Die Kosten für die Gründung einer GmbH oder AG hängen vom Stammkapital ab. Die Kosten für die jährliche Erfüllung gesetzlicher Vorschriften hängen wiederum von dem Umfang der Tätigkeit ab. Der Steuersatz für eine GmbH oder AG beträgt 33 Prozent.

CR Jörg Stimpfig, BUSINESSLER:

In Indien soll es die meisten NGO’s geben. Kürzlich titelte „THE ASIAN AGE“ mit der Überschrift: „Trade, not aid, will help poor economies“. Wie stehen Sie zu einem Programm „Hilfe zur Selbsthilfe“? Oder haben Sie ganz andere Vorschläge?

Dr. Amardeep Kainth, Indien:

Die Handelspolitiken vieler Industriestaaten haben den sich entwickelnden oder Entwicklungs-Ländern wenig geholfen. Handelsprotektionismus verschlimmert dieses Dilemma. Aus dieser Perspektive werden einige afrikanische Länder, die zum Beispiel stark vom Landwirtschaftsektor abhängig sind, der mit verschiedenen handelspolitischen Maßnahmen geschützt wird, nicht vom Handel begünstigt und benötigen demnach umfangreiche Unterstützung.

Für einige sich entwickelnde Länder, sogenannte Schwellenländer, die über ein vielfältiges Exportsortiment verfügen, mag das nicht zutreffen. In diesem Fall ist es sinnvoll den Handel als Unterstützung aufrecht zu erhalten.

Deshalb kann eine generelle Aussage wie „Handel statt Entwicklungshilfe“ (trade not aid) nicht geeignet sein und die tatsächliche Situation muss für jeden Fall oder für jedes Land einzeln betrachtet werden, um die Entscheidung zu treffen, ob Handel oder Entwicklungshilfe sinnvoller ist.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf Erfahrungen mit einigen Ländern verweisen, die über ein spezielles Unternehmen einen Fond gegründet haben, der die Wirtschaft des Landes mit einer kleinen Summe, bestimmt als Entwicklungshilfe, unterstützt. So hat man für bestimmte Zwecke Entwicklungshilfe und für andere Zwecke Handel, je nachdem was sinnvoll ist.

CR Jörg Stimpfig, BUSINESSLER:

Herr Dr. Kainth, im Namen unserer Leserinnen und Leser sowie im eigenen Namen und im Namen des Herausgebers danke ich Ihnen für dieses informative Interview. Zudem freue ich mich, dass Sie unsere Rezipienten auch weiterhin mit Ihren Informationen für den BUSINESSLER unterstützen.
Auf diese Kooperation freue ich mich!

 

Der BUSINESSLER Gesprächspartner

Dr. jur. Amardeep Kainth vertritt deutsche Unternehmen wie Beiersdorf, Dr. Oetker, SAP, Dachser, Conergy, Satorius, Lapp Kabel, FESTO, Rittal, Gühring, Euler Hermes, die Neumann Gruppe, um nur einige deutsche Klienten seiner Kanzlei zu nennen. Die Sozietät hat 17 Anwältinnen und Anwälte sowie weitere acht Personen als „paralegal personell“ im Team. Der Kanzlei-Hauptsitz liegt in Bangalore, mit weiteren Niederlassungen in Indien (z. B. in Delhi und Mumbai) und in Deutschland.

Dr. Kainth selbst gebührt, als engagiertem, verantwortungsbewusstem und integerem Menschen, aber auch als Vertreter von international tätigen Firmen und Organisationen sowie seines Staates – als Rechtsanwalt des Indischen Konsulates in Hamburg -, großer Respekt. Dazu ist Dr. Kainth Autor im C. H. Beck Verlag (z. B. „Wirtschaftslehre und rechtliche Rahmenbedingungen für Investitionen in Indien“; Internationales Erbrecht („Indian Inheritance Law“) in: Ferid /Firsching / Lichtenberger, 1995 (Lieferung XXXIV), sowie im C. F. Müller Verlag (z. B. Heidelberger Kommentar, „Wettbewerbsrecht“, „Markenrecht“) und im Euroforum Verlag für das Werk „Erfolgreiche Geschäfte in Indien, China, Russland“ mit zwei Beiträgen: „Markteintritt und Gesellschaftsrecht“ sowie „Intellectual Property Law in Indien“.

Seinen Bachelor of Law hat Dr. Kainth an der Universität Delhi absolviert, den Master of Law hat er an der Universität in Kiel erhalten und 1992 hat der mit einer deutschen Gattin verheiratete Anwalt zum Doktor der Rechte promoviert, 2008 feierte er sein 25-jähriges Jubiläum als Rechtsanwalt.